Stadtbad Aachen

52068 Aachen
24.08.–21.09.2025 Öffnungszeiten: Fr.-So. von 15.00–18.00 Uhr;
Stadt-Land-Fluss
Abbas, Matt Black, Ian Berry, René Burri, Stuart Franklin, Leonard Freed, Nanna Heitmann, Thomas Hoepker, Richard Kalvar, Inge Morath,Paolo Pellegrin, Marc Riboud, Moises Saman, Ferdinando Scianna
kuratiert von Andréa Holzherr und Dr. Nina Mika-Helfmeier
“Dass der Fluss überall zugleich ist, am Ursprung und an der Mündung, am Wasserfall, an der Fähre, an der Stromschnelle, im Meer, im Gebirge, überall, zugleich, und dass es für ihn nur Gegenwart gibt, nicht den Schatten Zukunft.” (aus: Hermann Hesse, Siddhartha, 1922)
Der Fluss ist seit jeher ein Symbol des stetigen Wandels und der Unaufhaltsamkeit von Zeit. Vom beruhigenden Plätschern eines kleinen Bachs bis hin zur majestätischen Strömung eines großen Flusses wie des Nils oder des Rheins: Wasser hat die Menschen seit jeher inspiriert. Was läge demnach näher, als eine Ausstellung zum Sujet in einem ehemaligen Badehaus zu präsentieren?
In Kunst und Literatur haben Flüsse immer wieder eine zentrale Rolle gespielt. Sie sind nicht nur Verkehrsachsen und Orte der Kontemplation, sondern auch metaphorisches Symbol für das Leben selbst. So wie der Fluss niemals den gleichen Punkt zweimal erreicht, fließt auch das Leben ständig voran.
Mit seinen 6.650 Kilometern Länge ist der Nil der längste Fluss der Welt, der durch fünf Länder reist, um am Ende ins Mittelmeer zu münden. Wir werden entlang seines Ufers Zeug_innen von ganz unterschiedlichen Szenen. Von Modeaufnahmen mit Frauen, die sich in wertvollen Roben vor einem Geländer vor dem Fluss räkeln (Ferdinando Scianna), bis hin zu Pferden, die durch ein Bad im Fluss für den Tourismus auf Hochglanz gebracht werden (Ian Berry). Der Nil schlägt aber auch leisere Töne an: In einer besonders stimmungsvollen Aufnahme von Moises Saman aus dem Jahr 2011 können wir beobachten, wie eine Frau aus dem aufgestauten Flussbett des Nils nahe Kairo Wasser schöpft . Friedlich und still eröffnet sich uns die Szenerie, der Nebel auf dem Flussbett erscheint zum Greifen nah.
Zwischen Stillstand und Bewegung changieren ebenso die Aufnahmen Leonard Freeds, die entlang des Rheins entstanden sind. An der Rheinpromenade stehen schwungvoll gestaltete Balustraden der Bewegung eines Rollstuhlfahrers diametral gegenüber. Ebenso wie der kleine Junge und sein Hund, die an einem Steg mit Fässern auf gänzlich unterschiedliche Dinge zu warten scheinen. In anderen Metropolen, wie Paris, Moskau oder Rom, pulsiert an den Flüssen das Leben. Es wird mit Tauben gespielt (René Burri), Wäsche getrocknet (Marc Riboud) oder in der Mittagssonne die Zeitung studiert (Richard Kalvar).
Als fließende Konstante sind Flüsse aber auch Zeugen von historischen Momenten und weltpolitischen Einschnitten. Zum Beispiel 2022, als Queen Elizabeth II. in London zu ihrer letzten Ruhestätte überführt wird: Der Trauerzug zieht, umringt von Menschenmassen, durch die Stadt und überquert unter anderem die Themse (Paolo Pellegrin).
Seit dem 11. September 2001 ist die Welt nicht mehr dieselbe. Dass seine schnelle Aufnahme der einstürzenden Twin Towers am Hudson River in die Geschichte der Fotografie eingehen sollte, war Thomas Hoepker damals nicht bewusst . Denn auf der anderen Seite des Flusses blieb ihm, wie auch den Abgebildeten, nichts anderes übrig, als die Katastrophe aus der Entfernung zu verfolgen – was die Szenerie an diesem sonnigen Tag umso surrealer wirken lässt.cht den Schatten Zukunft.” (aus: Hermann Hesse, Siddhartha, 1922)