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Monart Galerie


MONART GALERIE
Eschbachstraße 23-25
52156 Monschau

24.08.–21.09.2025
Öffnungszeiten:
Fr. von 14.00–17.00 Uhr;
Sa.+So. von 13.00–18.00 Uhr

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Vom Wert der Dinge

Ed Hoogenboom, Edgar Kessler

kuratiert von Dr. Nina Mika-Helfmeier

Vielerorts findet man an den Straßen mittlerweile Pappkartons mit Dingen, für die ihre Besitzer_innen keine Verwendung mehr haben. Wenn es regnet, ist alles rasch ruiniert, Einzelteile enden im Rinnstein, das Ganze ist an Trostlosigkeit kaum zu überbieten.

Anders geht es noch immer auf Flohmärkten zu, wo die meisten Händler_innen sich besondere Arrangements überlegen, um zuvor (Aus-)Sortiertes attraktiv feilzubieten. In Ed Hoogenbooms Serie „Hauset“ – ein Dorf an der belgisch-deutschen Grenze, das im Lauf der Zeit seine Landeszugehörigkeit mehrfach wechselte – dokumentierte er über zwei Jahre die Anbietenden und Kaufenden der Waren. Zu beobachten sind farblich abgestimmte und oft liebevolle Ansammlungen von Gegenständen. Besonders deutlich wird der Wert, den die Dinge für ihre neuen Besitzer_innen haben, in einer zehnteiligen Sequenz: Hoogenboom hat Porträts von Käufer_innen gemacht, die vor einem an alte Fotostudios erinnernden Vorhang stehen und ihre Neuerwerbungen in den Händen halten. Darunter sind funktionale Dinge wie Haushaltsgeräte, aber auch ein Kunstwerk, also etwas, an dem der Käufer sich freut, das ihm etwas bedeutet und Ausdruck individuellen Geschmacks ist.

Neben Kleidung, Spielzeug und Krempel gibt es auf Trödelmärkten auch Kuriositäten und (religiöse) Kunst. Angesichts des gesellschaftlichen Bedeutungsverlusts der Religion ist die Nachfrage nach Devotionalien wie Marienfiguren eher geringer geworden. Ihnen widmet sich der Fotograf Edgar Kessler, der sie in seiner Serie „Dein Dogma“ in verschiedenen Variationen und Kontexten erfasst. Als Andachtsgegenstände sind diese Figuren mittlerweile weniger präsent, sie werden mengenmäßig überholt von Darstellungen indischer Gottheiten, die noch in Cafés individuelle Spiritualität suggerieren sollen. Anzeigen wie „Gut erhaltene Figur für den Hausaltar oder zur Ergänzung einer Heiligengruppe, z. B. in einer Mariengrotte“ sind selten geworden und die Bezeichnung „Dogma“ hat zweifellos einen ironischen Aspekt: Marienfiguren dienen als Hintergrunddekoration und Inspiration in einem Tattoostudio, sind als farblich fein sortierte Seifen zu haben oder befinden sich in einer Auslage neben einer Unterhose mit Elvis-Presley-Motiv: Kein Dogma weit und breit, auch nicht bei dem skurrilen Aufeinandertreffen einer Muttergottes mit einem beleuchteten Notausgangsschild, das sie anstrahlt und zum Leuchten bringt.

Beide Fotografen widmen sich ihrem Thema mit Konsequenz, Lust am Detail und dem forschenden Blick des Ethnologen. Und vielleicht schärft sich dadurch auch der Blick der Betrachtenden – auf die Fotos und auf die Welt.

(Text: Dr. Kerstin Stremmel)


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