Aukloster

52156 Monschau
24.08.–21.09.2025; Öffnungszeiten: Fr. von 14 bis 17 Uhr Sa.–So. von 11 bis 17 Uhr
Ästetik der Balance
Markus Baum, Jonas Bendiksen, Sibylle Bergemann, Ian Berry, Nikos Economopoulos, Elliott Erwitt, Christina Förster, Stuart Franklin, Leonard Freed, Brigitte Gillessen, Burt Glinn, Tim Griese, Harry Gruyaert, Philippe Halsman, Michael Helle, Jörg Hempel, Thomas Hoepker, Jürgen Klauke, Rüdiger Ladwig, Marianne Langen, Stefan Mildenberger, Gudrun Petersen, Günter Rangeard, Marc Riboud, Barbara Schulte Zurhausen, Oleksandra Skilarenko, Dennis Stock, Hugo Thomassen, Susanne Tiersch, Bernd Wickermeier, Michael Zöphel
kuratiert von Dr. Nina Mika-Helfmeier
Die richtige Balance zwischen den verschiedenen Elementen eines Bildes ist für seine Ästhetik entscheidend. Ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Linien und Formen, zwischen Symmetrie und Asymmetrie, zwischen Blickwinkeln und ungewöhnlichen Perspektiven der Fotografie vermittelt ein Gefühl von Ausgewogenheit und Harmonie. Zu den bekanntesten und in der Ausstellung vertretenen Fotograf_innen, die für ihre exzellente ästhetische Komposition berühmt sind, gehören unter anderem Burt Glinn, Dennis Stock, Elliott Erwitt, Ian Berry, Marc Riboud und Philippe Halsman.
Burt Glinn verstand es, seine Bilder mit starken Linien und einer klaren Struktur zu gestalten. Dies gilt sowohl für die Aufnahme mit dem Titel „Black on Black on Black“, die zwei Nonnen im Museum of Modern Art in New York vor einem Gemälde zeigt, als auch für die auf Körperkonturen reduzierten Menschenbildnisse von Leonard Bernstein und Twiggy, um einige Beispiele zu nennen. Auch Fotografien von Ian Berry zeichnen sich durch eine starke Linienführung und außergewöhnliche Perspektiven aus.
Das Spiel mit Licht und Schatten wurde hingegen von Dennis Stock perfekt beherrscht. Dennis Stock war ein Fotograf der „Magie des Lichts“. Seine Bilder bestechen durch eine subtile Komposition aus, in der das Licht zum Hauptakteur avanciert. In vielen seiner ikonischen Fotos, insbesondere aus New York in den 1950er Jahren, ist das Spiel von Licht und Schatten entscheidend für die atmosphärische Wirkung der Bilder. Legendär ist das Foto von James Dean am Time Square aus dem Jahr 1955.
Die Fähigkeit, die Harmonie zwischen den Bildelementen herauszustellen, perfektionierte Marc Riboud. Seine Hafenaufnahme mit dem Titel „Turkey“ aus dem Jahr 1955 stellt eine Ansammlung von spitzen und runden komplexen Gegenständen dar. Zu sehen sind die Bugspitze eines Bootes, eine Treppe, Ladekräne, der Ausschnitt einer Turbine und dazwischen die winzig kleine Silhouette eines Menschen. Es ist eine sorgfältig durchdachte und fast lyrische Bildkomposition, auch wenn sie auf den ersten Blick recht komplex und detailreich erscheint. Weniger detailverliebt sind dagegen Fotografien von Philippe Halsman. In seiner Arbeit lag der Fokus auf der klaren Inszenierung und der perfekten Komposition von Licht, Pose und Ausdruck. Ikonenhaft sein Porträt von Tippi Hedren, der Hauptdarstellerin des Films „The Birds“ von Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1963.
Die ästhetische Balance in der Farbfotografie bezieht sich nicht nur auf die Zuordnung der einzelnen Bildelemente, sondern auch auf das harmonische Zusammenspiel von Formen und Farben. In den Architekturaufnahmen von Barbara Schulte Zurhausen zum Beispiel bieten Linien, Formen und geometrische Elemente eine natürliche Grundlage für eine harmonische Komposition. Die Fotografin entscheidet sich dabei bewusst mal für die Symmetrie, mal für die Asymmetrie eines Gebäudes.
Nicht nur in der Architekturfotografie ist die Balance zwischen Licht und Schatten zentral. Auch für die Aachener Fotografin Gudrun Petersen kommt dem Zusammenspiel von Sonnenlicht und Schatten mit Blick auf die Wahrnehmung visueller Balance in der Bildkomposition die entscheidende Rolle zu. Ihre Serie mit dem Titel „Broken Flowers“ aus dem Jahr 2020 widmet sich der Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit der Blumen- und Pflanzenwelt. In ihrer Close-up-Serie legt die Fotografin den Fokus auf einen kleinen Ausschnitt des Sujets, das skulpturale Fantasieformen annimmt. Der enge Ausschnitt erzeugt oft eine bestimmte Spannung zwischen Nähe und Distanz. Der bewusste Einsatz von sanften Farben, von Schärfe und Unschärfe erzielt eine fast meditative Wirkung.
Nicht nur die zerbrechlichen Eigenschaften der Blumenwelt, sondern auch die fast melancholisch-meditativen Landschaftsaufnahmen von Leonard Freed und Thomas Hoepker zeigen, wie die ästhetische Harmonie der Bildkomposition wirken kann. Die Fotografien bieten eine wunderbare Möglichkeit, die Bedeutung des Augenblicks festzuhalten, und laden uns dazu ein, über die Vergänglichkeit des Lebens nachzudenken.