Foto: Anton Stankowski, aus der Serie „Haushaltstricks“, 1935, © Stiftung Anton Stankowski
Anton Stankowski und die Werbefotografie – aus der Serie „Haushaltstricks“ (1935)
Nach dem Ersten Weltkrieg nahmen bedeutende Tendenzen und Stile der Fotografie ihren Anfang. Nachdem Dada oder der Futurismus die traditionelle Kunst erschüttertet hatten, wurden auch neue Wege für die Fotografie möglich. Besonders in Deutschland und der Sowjetunion etablierten sich experimentelle Ansätze, die sich von vermeintlich überalterten Darstellungsmodi und -leitlinien abgrenzen wollten.
Stilfiguren wie Auf-, Unter- oder Schrägsichten ebenso wie Nahaufnahmen oder Objektfragmentierungen firmierten unter dem Begriff der Neuen Fotografie. Diese neue und weniger formal-gebundene Ästhetik wurde an reformatorischen Bildungseinrichtungen, wie dem Bauhaus, gelehrt und verbreitet. Anton Stankowski begegnet diesen grundlegenden Leitlinien während seines Studiums an der Folkwangschule bei Max Burchartz in Essen. Teil der Ausbildung war die Werbegrafik, die in den 20er Jahren Fotogramme und Fotomontagen für sich entdeckt hatte. Typografie und Fotografie wurden auf neuartige Art und Weise für Reklame aller Art miteinander verbunden. Viele Aufnahmen wurden ausschließlich für diesen Zweck geschaffen.
In seiner Serie „Haushaltstricks“ aus dem Jahr 1935 setzt Stankowski eine simple Schuhcreme wunderbar in Szene. Aus nächster Nähe wird die Anwendung mithilfe eines Damenschuhs und einer Hand mit Baumwolltuch demonstriert. Durch den Lichteinfall wird die positive Wirkung des Produkts sichtbar – an der Spitze glänzt der Schuh bereits mehr, als am Schaft. Die zweite Fotografie kommt gänzlich ohne menschliches Model aus und präsentiert den simplen Gebrauch der Schuhcreme: Mithilfe eines kleinen Tuches ist sie, Dank des praktischen Deckels, in wenigen Sekunden einsatzbereit. Von den Prinzipien des Neuen Sehens inspiriert, legte Stankowski weitreichende Grundsteine für das, was wir heute unter „Werbefotografie“ verstehen.
Noch bis zum 7. April in unserer aktuellen Ausstellung „Wieder-Entdeckt“ zu sehen.
Fotos: Anton Stankowski, Serie „Haushaltstricks“, 1935, © Stiftung Anton Stankowski