Zu Besuch bei Inge Morath
Von 1990 bis zu ihrem Tod im Jahr 2002 besuchten Brigitte Blüml-Kaindl und Kurt Kaindl Inge Morath und Arthur Miller meist zweimal im Jahr in ihrem Heim in Roxbury, um an 9 Büchern und ebenso vielen Ausstellungen zu arbeiten.
Diese Projekte wurden mit dem Fotohof in Salzburg realisiert, der bis heute diese Ausstellungen betreut und zeigt. Jedes Mal genossen die beiden die großzügige und unkomplizierte Gastfreundschaft dieses Künstlerpaares und konnten in dem geräumigen Anwesen die Bildauswahl treffen. Es waren meist Besuche von einer Woche Länge in Roxbury notwendig, um verschiedene Layoutvarianten der Bücher, meist auf dem Boden, aufzulegen und diese mit Inge Morath zu diskutieren, Bildtitel und erste Textentwürfe zu schreiben.
Während dieser Zeit entstand die Idee, die Atmosphäre dieses Prozesses fotografisch festzuhalten. Aus den Fotos, die zu Beginn oft auch nur die Dokumentation einer ganz bestimmten Bildabfolge waren, wurde über die Jahre ein Bildessay der Arbeitsräume und der privaten Umgebung von Inge Morath. Die gemeinsame Zeit mit ihr war intensiven Gesprächen über die Fotos vorbehalten, sodass Kurt Kaindl die Aufnahmen des Ortes und der Atmosphäre des Raumes immer erst nach einer Besprechung machen konnte. In diesen Fotos sind daher keine Menschen zu sehen, sondern Arbeitsplätze, die voll der Spuren der gerade vergangenen Tätigkeit sind. Keine aufgeräumten Innenaufnahmen, keine posierende Personen mit sorgfältig ausgeleuchtetem Hintergrund, sondern Räume, so wie sie von Inge Morath eben erst verlassen wurden.
Diese und weitere Fotografien des Ateliers von Inge Morath sind im Rahmen der Ausstellung „Inge Morath - Fotografien 1944–1998“ in Monschau zu sehen.
Text: © Kurt Kaindl & Brigitte Blüml-Kaindl
Foto oben: Arbeitstisch im Dachgeschoss, Roxbury, Connecticut, USA, 1998 © Kurt Kaindl/Fotohof archiv
Foto unten: Kurt Kaindl im Archiv des Fotohofs, Salzburg 2023 © Nina Mika-Helfmeier