Magie der Schiene
„Meine erste große, freie Arbeit führte mich in Frankreich neben die Geleise, in Bahnhöfe und auf eine Express-Dampflokomotive.“
Von Anfang an reizte René Groebli die Möglichkeit, Bewegungsabläufe auf Bildern festzuhalten. 1949 fuhr er mit der französischen Eisenbahn von Paris nach Basel und fotografierte unterwegs die dampfenden Lokomotiven, damals Symbole für Technik und Kraft.
Seine Fotografien zeigen rollende Waggons, Schienenstränge, Bahnsteige, Schrankenwärter, Telegrafenmasten, Gleisanlagen, Weichengewirr, Reisende, Menschen in und vor den Zügen. Die Bilder strahlen eine Begeisterung für die Macht der Technik aus. Gleichzeitig haben sie durch den vielen Rauch etwas Mythisches. Bei aller Dynamik gelingt es Groebli mit seiner Kamera gestochen scharfe Motive auf das Papier zu bannen. Umso mehr sind die Bilder mit Unschärfe Mittel zum Ausdruck, die Geschwindigkeit der Bahn bildlich festzuhalten.
René Groebli fotografierte Dynamik, Geschwindigkeit, Geruch, Stimmungen, Gefühle und Geräusche. Sein Blick geht oft ins Detail, wie auf der Fotografie, in der er die Bahnstrecke durch eine mit Regentropfen benetzte Scheibe fotografiert, die Schärfe aber auf die Nahsicht, also auf die Tropfen legt.
Groebli fotografierte, was nicht greifbar ist, was man aber heute noch spüren, riechen, fühlen und hören kann. In der Geschichte der Fotografie hat nach ihm kaum ein anderer Fotograf sinnliche Wahrnehmung so sichtbar abgelichtet und dokumentiert.
Foto: Magie der Schiene, 1949, René Groebli