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Das Atelier von Frieda Riess

Im Kriegsjahr 1917 ging für Frieda Riess, so dürfen wir annehmen, ein lang gehegter Traum in Erfüllung: der Traum vom selbständigen Leben in einem eigenen fotografischen Atelier am Kurfürstendamm.

Der früheste Beleg für die Existenz des Ateliers Riess am Kurfürstendamm 14/15 ist der Eintrag im Katalog zur 31. Ausstellung der Berliner Secession von 1917, die Reproduktionen betreffend: „Photographische Aufnahmen vom Atelier Riess, Kurfürstendamm 14/15“.

Die Fotografien der Riess zeigen deutlich ihre Vorliebe für das Porträt; es existieren wenige Akt- und Tanzaufnahmen, vereinzelt Theater- und Interieuraufnahmen und einige illustrierte Novellen. Zu ihren frühen Auftraggebern gehörten die Film-Produktionsfirmen Lubitsch-Film, für den sie Starporträts zum Film Das Weib des Pharao (1921) machte, und Eichberg-Film, für den sie zum Film Monna Vanna (1922) Porträts für die Präsentation in Filmschaukästen lieferte. Der überwiegende Teil der Bildnisse aus den Jahren zwischen 1918 und 1923 zeigt Theaterleute, Dichter, Künstlerinnen, Tänzerinnen und Varieté-Stars. Von Anfang an bot die Riess ihre Aufnahmen der Presse an, die zunehmend nach Stars und Sternchen, nach illustrierten Persönlichkeiten aller Kunstsparten suchte.

Man traf sich bei der Riess zum Tee und zu den Vernissagen, bei denen sie ihre jeweils neuesten Aufnahmen von ihren „Studienreisen“ nach Frankreich, England und Italien zeigte. Meist war auch die Presse an den Ausstellungen interessiert, nicht zuletzt wegen versteckter fotografischer Pikanterien im chambre séparée, auf das sie die Leser gerne aufmerksam machte: auf Nackt- und Akt-Bilder von Josefine Baker und dem Boxer Erich Brandl, „daneben […] die nackten Körper junger Pariserinnen“.

Es darf als sicher gelten, dass die Riess über A. Flechtheim (Galerist und Kunstsammler) bei Angehörigen des Adels und der Politik, bei Schauspielern von Film und Theater, bei Dichtern und Schriftstellern, Malern und Bildhauern neue Kunden gewinnen konnte. Die Ausstellung von 1925 zeigt, dass ihr (mit und ohne Flechtheim) der Durchbruch gelang und sich sogar so renommierte Wissenschaftler wie Albert Einstein, Max Planck und Max Scheler oder Männer des öffentlichen Lebens wie der General von Seeckt, Wilhelm Marx und Hjalmar Schacht bei ihr porträtieren ließen. Auffällig sind auch die zahlreichen Ehefrauen von Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik wie Hedda Adlon, die Gräfin v. Arco, die Freifrau v. Goldschmidt-Rothschild oder die Ehefrau Gustav Stresemanns.

Foto links: Frieda Riess, Alfred Flechtheim, Galerist, 1925
Foto rechts: Frieda Riess, Gerhart Hauptmann, Schriftsteller, 1922


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