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shift beckers hempellinks (c) Florian Beckers, aus der Serie „Unknown“, 2020 / rechts (c) Jörg Hempel, aus der Serie „Antoniusstraße“, 2020

Florian Beckers: UNKNOWN /
Jörg Hempel: ANTONIUSSTRASSE

17. Oktober bis 8. November 2020

SHIFT-Doppelausstellung im Kabinet des Fotografie-Forums Monschau

Geheimnisvolle Orte haben magische Anziehungskraft

Kabinett- Fotoausstellung ab 17. Oktober mit Arbeiten von Jörg Hempel„ Antoniusstraße“ und Florian Beckers „ Unknown“ im Fotografie-Forum der Städteregion Aachen (ehem. KuK in Monschau)

Beide sind sie Gefühlen und Gedanken auf der Spur, die hinter den Dingen schlummern, die im Moment der stillen Betrachtung aufleben – und häufig sehr unterschiedlich sind. Der Aachener Fotograf Jörg Hempel und sein Düsseldorfer Kollege Florian Beckers gestalten gemeinsam die Ausstellung im Kabinett des Fotografie-Forums der StädteRegion Aachen im Kunst- und Kulturzentrum (Kuk) Monschau vom 17. Oktober bis 8. November. Die Mitglieder im euregionalen Netzwerk „Shift“, in dem sich Fotografinnen und Fotografen auf Initiative des KuK verbunden haben, sind beide zudem lehrend aktiv – Florian Beckers, Jahrgang 1971, in Düsseldorf, Jörg Hempel, Jahrgang 1963, in Köln.

Unter dem Motto „Unknown“ fordern die Fotos von Florian Beckers Einfühlungsvermögen und die Bereitschaft des Betrachters, sich auf Geschichten einzulassen, die von der eigenen Fantasie erzählt werden, sich im Kopf abspielen und vom Foto angeregt werden. „Unknown“ ist dabei das Unbekannte, Erahnte, Erhoffte, vielleicht auch Gefürchtete. „Es stimmt ja gar nicht, dass Dunkelheit nur Furcht auslöst“, meint Florian Beckers. „Es kann auch Geborgenheit und einfach Stille sein.“ In seinen Fotoarbeiten, die häufig an moderne Malerei, etwa an Szenarien eines Edward Hopper, erinnern, inszeniert er die Dunkelheit, indem er eine minimale Lichtquelle einen Raum beleuchten lässt, den man nur erahnen kann. Verlassene Orte scheinen von geheimem Leben erfüllt zu sein. Bewegt sich dort ein Schatten? Was ist hinter einer Tür, am Ende eines Flurs? Sein Dunkel ist vielschichtig, niemals einfach nur Schwarz. Da schimmern blau-graue Schichten, gibt es Konturen, an denen sich der Blick festhält. „Nein, keine spezielle Technik“, sagt er. „Die Wirkung von Gestaltung ist viel wichtiger, als die technische Ausstattung.“ Was er vermitteln möchte, sind Stimmungen, schwer definierbare Emotionen, seelische Befindlichkeiten, die tieferen Ebenen eines Bildes. Und wenn bei ihm jemand nachts durch einen Park geht, muss das nicht zwangsläufig eine Krimi-Szene sein.

Das Nachdenken und Nachspüren ist auch Jörg Hempels „Unknown“-Gedanke, wobei er in der Zeit des Lockdowns im Zuge der Corona-Krise einen fotografischen Weg gesucht hat, das Phänomen des Stillstands festzuhalten – bei seinen Studien „ Antoniusstraße“. „Ich habe es versucht, einige Motive gefunden, aber nichts was mich überzeugte“, sagt der Fotograf, der sein Studium in Dortmund erst nach einer abgeschlossenen Tischlerlehre aufgenommen hat. „In Aachen wurde ich fündig.“ Heute weiß er die „sachlichen Werte“ dieser Zeit in seine künstlerische Tätigkeit und in die Arbeit mit Studierenden einzubeziehen. Professionell beschäftigt er sich mit Architektur-Fotografie, zu seinen Kunden gehören Unternehmen und Architekten. „Es sind häufig Orte, mit denen Menschen etwas verbinden“, erzählt er von einer Serie, in der er Sitzungsräume von Parlamenten erkundet hat. Unbekanntes reizt ihn, lässt ihn stehenbleiben und zur Kamera greifen. Sein Ort im Lockdown: die Antoniusstraße in Aachen, in der es bereits im Mittelalter Bordellbetriebe gab. Währen des Lockdowns musste das Gewerbe ruhen, waren die Bordelle geschlossen, wurden die Stühle in den Fenstern nicht besetzt. „Die Diskussion, Bordelle aus der Stadt zu verbannen oder irgendwie zu bündeln, habe ich verfolgt“, berichtet Hempel. „Nun hatte ich Gelegenheit, mit diesem Ort Fühlung aufzunehmen.“ Es begann eine für ihn faszinierende Wanderung, wobei die eindrucksvolle einstige Fischhalle in üppigem Jugendstildekor am Anfang stand. „Ich kenne das Gebäude noch aus meiner Kindheit, drinnen gab es damals noch jede Menge Kachelbilder, das war großartig, wir haben dort eingekauft.“ Sein Foto vom Gebäude scheint in Gold getaucht zu sein, wirkt fremd schön, wie aus einem orientalischen Souk. „Die Straßenbeleuchtung ist dort tatsächlich etwas gelblich, ganz anders als in der übrigen Stadt“, hat Hempel beobachtet. Die Häuser – neben einigen denkmalgeschützten Gebäuden meist notdürftig umgebaute Lagerhäuser – im naiv-zuckrigen Anstrich, mal rosafarben, mal rot, haben ihn bewegt. „Alles sehr provisorisch, eher brüchig“, meint Hempel, der mit seinen Fotografien Strukturen aufzeigt – Türen, die verkleinert wurden, „Schaufenster“, die man in die Hauswände gebrochen hat. Kleinigkeiten im Bild lassen sich entdecken, zum Beispiel das „40-Euro-Schild“ oder die steile Treppe ins Obergeschoss. Wo gewerkelt wurde, hat man zum Farbeimer gegriffen und Störendes nachlässig überpinselt. Die Dämmerung war für Hempel die beste Zeit zum Fotografieren, weiches Licht, eine gewisse Melancholie bei harter Realität. Diese Bilder locken mit Geheimnissen.

Fotoarbeiten von Florian Beckers und Jörg Hempel sind bis zum 8.11.2020 im Kuk der StädteRegion Aachen, Austrasse 9, 52156 Monschau. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 14-17 Uhr, samstags und sonntags 11-17 Uhr.

 


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